Diese Akquisition ist im wahrsten Sinne ein Höhenflug der Sammlung zur Technikgeschichte in der Eisenbibliothek! Zwei bescheidene Bände beinhalten die Erstausgabe der frühesten veröffentlichten wissenschaftlichen Abhandlung über die Pionierleistungen der Brüder Montgolfier, deren Heissluftballons als die ersten erfolgreichen freifliegenden Maschinen gelten.
Die Geschichte beginnt mit einem Ereignis, das vergleichbar ist mit dem Fall des Apfels von einem Baum, der Newton das Prinzip der Schwerkraft erkennen liess. Im November 1782 sass Joseph-Michel Montgolfier in einem Innenhof, um über die Überwindung der Schwerkraft nachzudenken. Auf einmal beobachtete er, wie sich Laken wölbten, eine Tasche bildeten und sich in die Luft erhoben, während sie auf einer Wäscheleine neben einem Feuer trockneten. Da er glaubte, dass dies eher auf ein spezielles Gas im Rauch als auf die Hitze zurückzuführen war, stellte er ein Gerät her, das mit einem Sack aus Taft überzogen war, um den Rauch einzufangen und seine Hebeeigenschaften auszunutzen. Sein Experiment war ein Erfolg und aufgeregt schrieb er an seinen Bruder Jacques-Étienne und bat ihn, mehr Taft für einen grösseren Prototyp dessen zu erwerben, was er als «eine der erstaunlichsten Sehenswürdigkeiten der Welt» bezeichnete.
Der Autor, Barthélemy Faujas de Saint-Fond, ist kein Unbekannter in der Sammlung der Eisenbibliothek. Als herausragender und gut vernetzter Naturwissenschaftler veröffentlichte er Arbeiten zur Geologie, Mineralogie und Vulkanologie sowie einen berühmten Reisebericht über seine Reise durch Schottland (Signatur in der Eisenbibliothek: EM/Rb 569). Als er im Juni 1783 in Annonay einen Bericht über den unpilotierten Test des grösseren Prototyps der Montgolfiers - «eine in einem Sack eingeschlossene Wolke» - hörte, kontaktierte er die Brüder und wurde ihr Patron, Financier und - wie diese Bände belegen - Chronist.
Dank Faujas de Saint Fonds Netzwerk und dem öffentlichen Interesse, das sich im Königreich Frankreich ausbreitete, konnten die Brüder die erste pilotierte frei fliegende Ballondemonstration organisieren, die im September 1783 vor König Ludwig XVI. und Königin Marie Antoinette in Versailles stattfand. Die «Piloten» waren jedoch nicht die Brüder Montgolfier, und auch nicht die verurteilten Sträflinge, die der König vorgeschlagen hatte, sondern drei Tiere: ein Schaf, ein Hahn und eine Ente! Dies mag ziemlich exzentrisch erscheinen, wurde jedoch in der Zeit als äusserst angemessener und wissenschaftlicher Ansatz angesehen. Es war noch nicht bekannt, wie ein menschlicher Körper auf die obere Atmosphäre reagieren würde. Das Schaf wurde ausgewählt, da man annahm, dass es in seinen körperlichen Eigenschaften einem Menschen nahekommt. Die Ente wurde als gewöhnlicher robuster flugfähiger Vogel ausgewählt und der Hahn als flugunfähiger Vogel, aber dennoch als Vogel - als eine Art Kontrolle!
Der Flug dauerte 8 Minuten, der Ballon flog drei Kilometer weit und stieg auf geschätzte 460 Meter über Boden auf. Das Überleben der drei Tiere bereitete den Weg für den ersten von Menschen gesteuerten Freiflug: Bei einer Demonstration im Bois de Boulogne am 21. November 1783, fast ein Jahr nach Joseph-Michels Erkenntnis, wurden die Höflinge Jean-François Pilâtre de Rozier und François Laurent le Vieux d'Arlandes zu den ersten fliegenden Menschen der Geschichte.
Die beiden Bände von Faujas de Saint-Fond sind reich an Details: Sie kombinieren technische Überprüfungen der Ballons, Beschreibungen und Analysen der frühen Flüge, Berichte aus verschiedenen Beobachterperspektiven und Details anderer Theorien für «leichter-als-Luft» Flüge. Die Kupferstiche gehören mittlerweile zu den bekanntesten und emblematischsten aus der Technikliteratur der Aufklärung. Das Werk verleiht dem Bestand der Eisenbibliothek im Bereich Luftfahrttechnologie eine zusätzliche historische Tiefe. Der bisherige Bestand ist vor allem durch die thematische Begleitung von GF Casting Solutions und GF Machining Solutions gewachsen, für die Flugzeugkomponenten zum Kompetenzbereich gehören.