2007 wurde in der Eisenbibliothek eine «Schatzkammer» eingerichtet. Die kostbarsten Bücher aus unseren Beständen, die bis dahin im Safe gelagert wurden, können hier hinter Glas betrachtet und bestaunt werden. Darunter befindet sich eine Handschrift von Giuseppe Valadier (1762–1839): Ein dünnes Buch im Folioformat, von Weitem unverdientermassen unscheinbar. Da es aufgeschlagen daliegt, bleibt der Ledereinband mit dem Wappen von Papst Pius VI. (1775–1799) in Goldprägung verborgen.
Papst Pius VI. bestellte beim römischen Goldschmied Luigi Valadier eine Glocke für den Petersdom in Rom, was bei den Glockengiessern in Rom für Aufregung und auch etwas Neid sorgte: Ausgerechnet einem Goldschmied wird die päpstliche Ehre zuteil! Nach dem Tode des Meisters vollendete dessen Sohn Giuseppe Valadier den Auftrag und widmete seinem Vater diese Handschrift, worin er den Guss der Glocke detailliert beschreibt und in 14 aquarellierten Federzeichnungen illustriert.
Giuseppe Valadier war ein berühmter Architekt und führender Vertreter des Klassizismus in Rom. Als Städteplaner gestaltete er zahlreiche Plätze und Gebäude – darunter die Piazza del Popolo – und setzte sich intensiv für die Erhaltung antiker Monumente wie z.B. des Kolosseums ein.
Die Glocke – bekannt als «il Campanone» (italienisch für «riesige/enorme Glocke») – ist noch heute täglich im Petersdom im Einsatz. Sie ist die zweitgrösste Glocke Italiens und wiegt 10 Tonnen.
Kürzlich wurde der Vatikan auf Valadiers Manuskript aufmerksam – als Handschrift natürlich ein Unikat, das nur die Eisenbibliothek besitzt – und bat uns um eine Kopie für die Dokumentation in den Vatikanischen Archiven, die wir gerne zur Verfügung stellten.