Unternehmen Rohstoff. Natürliche Ressourcen in der Geschichte
12./13. November 2021 in Schlatt, Schweiz
Am 12. und 13. November fand die 42. Technikgeschichtliche Tagung der Eisenbibliothek statt. Über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 10 Ländern fanden den Weg ins Klostergut Paradies, um zu einem anregenden Austausch über die Geschichte von Rohstoffen beizutragen.
Den Auftakt bildete ein gut besuchter öffentlicher Vortrag von Reinhold Reith am Donnerstagabend in der Rathauslaube, organisiert in Zusammenarbeit mit der Schaffhauser Vortragsgemeinschaft. Der Vortrag und der anschliessende Empfang im Kronenhof gaben den Ton an für die folgenden Tage des regen Austauschs in kollegialer Atmosphäre.
Zur offiziellen Eröffnung der Tagung am Freitag – an einem kalten Novembermorgen – begrüsste Franziska Eggimann, GF Konzernarchivarin und Geschäftsführerin der Stiftung Eisenbibliothek, die Gäste herzlich im Paradies.
Im Laufe der folgenden zwei Tage präsentierten 18 Referentinnen und Referenten verschiedenste Facetten der Rohstoffgeschichte. Die Themen reichten von einer Warenkettenanalyse des Zinks im frühneuzeitlichen China (Hailian Chen, Leipzig) über die Bemühungen der DDR um die Rekultivierung von Bergbaulandschaften (Martin Baumert und Torsten Meyer, Bochum) bis hin zu aktuellen Diskussionen um den Ressourcenbegriff anhand der wechselvollen Geschichte der Manganknolle (Ole Sparenberg, Karlsruhe). Ugo Venni und Edward Yanchevski von GF Piping Systems gaben einen Einblick in die komplexe Rohstoffbeschaffung eines global produzierenden Industrieunternehmens und in die aktuellen Herausforderungen, die derzeit die Lieferketten beeinflussen.
Die Präsentation setzte einen zeitgenössischen Kontrapunkt zu den historischen Perspektiven der anderen Vorträge, und in der anschliessenden Diskussion wurden dadurch immer wiederkehrende Fragen und Parallelen zur Vergangenheit umso deutlicher. Die Panels, moderiert vom wissenschaftlichen Beirat, kombinierten die unterschiedlichsten Themen, und das Publikum trug mit prägnanten Fragen aus langjähriger Erfahrung in Industrie und Wissenschaft zur Perspektivenvielfalt bei. Die unterschiedlichen Ansätze der Referate zeigten die Komplexität der Geschichte der Rohstoffe auf, und Ines Prodöhl fasste diese ebenso prägnant zusammen wie die Gemeinsamkeiten zwischen den Themen, und gab einen Ausblick auf die Zukunft der Forschung.
Der heimliche Höhepunkt der Tagung war der Besuch der benachbarten Kubrix Ziegelei im Paradies. Der Rundgang bot Gelegenheit, alle Schritte von der Aufbereitung der lokalen Rohstoffe bis zum fertigen Produkt - im wahrsten Sinne des Wortes – zu durchlaufen.
Am Freitagabend fand im opulenten Ambiente des Zunftsaals zum Rüden ein Nachtessen statt, bei dem Reinhold Reith als langjähriges und geschätztes Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Tagung verabschiedet wurde. Seine Nachfolge im Beirat tritt Marcus Popplow, Professor am KIT in Karlsruhe, an. Bereits an dieser Tagung übernahm er eine aktive Rolle als Moderator. Zusammen mit Gisela Hürlimann (TU Dresden) und Friedrich Steinle (TU Berlin), den beiden weiteren Mitgliedern des Beirats, wird er die zukünftigen Tagungen inhaltlich mitgestalten.
Die Freude war gross, unsere Gäste mit einem Jahr Verspätung für zwei anregende Tage im Klostergut Paradies zusammenzubringen – umso mehr, da alle die persönlichen Begegnungen nach langer Zeit sichtlich genossen.