Als das Zeitalter der Segel im 18. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, wurden Seemächte und die Handelsschifffahrt zu einem zentralen Bestandteil der globalen Geopolitik. Ganze Volkswirtschaften und Existenzen hingen von einigen der grössten Maschinen ab, die die Menschen damals gebaut hatten. Doch die Sprache und die Funktionsweise von Schiffen waren fremd und ungewohnt. Ein verbindliches Nachschlagewerk über Schiffe, ihren Bau und die Navigation wurde daher zu einer unschätzbaren Ressource, nicht nur für Seeleute und Schiffbauer, sondern auch für Kaufleute, Verwaltungsbeamte und die aufstrebenden Industrieklassen. Veröffentlicht als Antwort auf diese Nachfrage, gilt Nicolas Aubins «Dictionnaire de Marine» (1736) als eines der umfassendsten und einflussreichsten maritimen Wörterbücher seiner Zeit.
Das Exemplar der Eisenbibliothek ist eine überarbeitete, korrigierte und erweiterte Zweitausgabe des Wörterbuchs. Es wurde in Amsterdam – einem wichtigen europäischen Zentrum der Seefahrt – von Mortier veröffentlicht, einem bekannten und angesehenen Verleger nautischer und kartografischer Werke. Der «Dictionnaire de Marine» zeichnet sich durch seine umfangreichen Holzschnitt-Illustrationen und -Tafeln aus, die detaillierte Ansichten von Schiffstypen, Takelagen und strukturellen Elementen der Schiffsarchitektur bieten. Von besonderem Interesse sind die Tafeln mit 88 Flaggen von Seefahrerstädten und -nationen, die den kosmopolitischen Charakter der Weltmeere im 18. Jahrhundert unterstreichen.
Wirtschaftliche Notwendigkeit und die Schwierigkeit, genügend qualifizierte Seeleute zu rekrutieren, führten dazu, dass Kapitäne häufig auf ausländische Seeleute, Freibeuter und manchmal sogar ehemalige Feinde zurückgriffen, um ihre Schiffe zu bemannen. Aubins Entscheidung, neben der französischen auch die niederländische Terminologie aufzunehmen, widerspiegelt die anhaltende maritime Zusammenarbeit und Rivalität zwischen Frankreich und der Republik der Niederlande. Gleichzeitig ist der zweisprachige Text ein Zeugnis der polyglotten maritimen Welt, in der Kommunikation und gemeinsames technisches Wissen von entscheidender Bedeutung waren.
Das Wörterbuch enthält historische Anwendungen von Installationen, die GF Piping Systems noch heute anbietet, und gibt auch Einblick in verschiedene Arten von Schiffspumpen und -rohren. Diese waren unerlässlich für die Sicherstellung von elementaren hygienischen Bedingungen unter Deck, indem sie angesammeltes Bilgenwasser (eine Mischung aus Meerwasser, Exkrementen und anderen Verunreinigungen) wegspülten. Eine angemessene sanitäre Versorgung war unerlässlich, um Krankheiten vorzubeugen. Die beengten und meist unbelüfteten Bedingungen unter Deck machten die Schiffe zu Brutstätten für Krankheiten wie Ruhr und Typhus.
Die sorgfältige Dokumentation des maritimen Wissens und der maritimen Praxis in Aubins Wörterbuch erfüllte nicht nur die Bedürfnisse seiner zeitgenössischen Leserschaft, sondern macht das Werk auch heute noch zu einer hervorragenden Ressource für Forscher, die sich für die vernetzte, mehrsprachige und sich ständig wandelnde Welt der Seefahrt und Technologie des 18. Jahrhunderts interessieren.