Warum fasziniert mich dieses Buch? Natürlich bin ich technisch interessiert. Und dann bin ich auch darin auf einen Artikel über den erfolgreichen Brückenbauer Othmar Ammann aus Feuerthalen, dem Nachbardorf der Eisenbibliothek, gestossen.
«Der Brückenbauer kommt» war das grosse Thema meiner Spielkameraden in Thayngen. Ich wusste natürlich nicht um wen es sich handelt. Als Brücke kannte ich ja nur die Überführung der Strasse über die Bahngeleise der DB. Und dann ist der hagere ältere Herr aus seinem mitgebrachten Strassenkreuzer mit amerikanischem Nummernschild ausgestiegen. So sieht also ein Brückenbauer aus, dachte ich mir. Wie kam das? Nun, Othmar Ammanns verstorbener Bruder war Pfarrer in Thayngen, und so besuchte er seine in meiner Nachbarschaft wohnende Nichte.
Othmar Ammann studierte an der ETH Zürich. Schon dort hatte er sich intensiv mit dem Bau von Brücken in den USA befasst. Seine Pionierleistung war dann auch, dass er sich nicht nur der Funktion sondern auch der Ästhetik gewidmet hat. So baute er die George Washington Bridge (1931) über den Hudson River in New York mit einer doppelt so grossen Spannweite als bisher bekannt. Damit legte er den Grundstein zu weiteren erfolgreichen Grossprojekten.
Das Buch setzt sich aber auch mit der Entwicklung und dem Bau von Stahl und Beton im 19. und 20. Jahrhundert auseinander. Es zeigt auf, wie sich auch Eiffel die schon vorhandenen Berechnungsgrundlagen für seinen Eiffelturm zur Weltausstellung 1889 in Paris zu Nutze machte. Übrigens gibt es auch dazu eine Verbindung zur ETH Zürich, denn nicht etwa Eiffel hatte die Idee für den Eisenturm, sondern sein Mitarbeiter Maurice Köchlin, der an der ETH studierte. «Ohne Köchlin kein Eiffelturm» steht es in einem anderen Schriftstück geschrieben. Das Buch endet dann mit der Entwicklung von Spannbeton für Brücken am Beispiel der Ganterbrücke (1980) am Simplonpass von Christian Menn.