Erzählzeit 2024
Die Eisenbibliothek in Schlatt hatte Abends am Donnerstag den 11. April prominenten literarischen Besuch. Zu Gast war Christian Haller, Gewinner des Schweizer Buchpreises 2023. Im Rahmen des Festivals «Erzählzeit ohne Grenzen» las er aus seiner Novelle «Sich lichtende Nebel». Die im Klostergut Paradies beheimatete Stiftung war zum siebten Mal unter den Veranstaltungsorten des Literaturfestivals.
Spiel mit Präzision und Unschärfe
Vor interessiertem Publikum trug der Schriftsteller mehrere Kapitel aus seinem Buch vor. Wie sich zuvor herausstellte, ist Hallers Vita mit der Geschichte der Trägerin der Eisenbibliothek verbunden: Sowohl Hallers Grossvater als auch sein Vater waren in Firmen involviert, die später von der Georg Fischer AG übernommen wurden. Lesung und Diskussion wurden von einem von GF offerierten Apéro im Refektorium des Klostergutes abgerundet.
Die Novelle spielt im Jahr 1925 und verwebt kunstvoll Erfundenes mit historisch Verbürgtem. Sie erzählt einerseits einen Abschnitt aus dem Leben des Physikers Werner Heisenberg. Ausgehend von einer flüchtigen Begegnung Heisenbergs schildert sie überdies Erlebnisse eines fiktiven Geschichtsprofessors im Ruhestand, der sich Klarheit verschaffen möchte über Veränderungen seiner Wahrnehmung. In der rege geführten Diskussion wurde das Spiel mit Präzision und Unschärfe, in der Quantenphysik wie im Schreiben, als verbindendes Thema ausgemacht.